Daniel Kunert - Musik-Medienhaus
Das Portal der Königin

- Startseite - Orgeln - Hattingen a.d. Ruhr - St. Georg


Die Orgel in St. Georg Hattingen a.d. Ruhr

Informationen zur Orgel
Disposition seit 2014
Die Kalkantenstube der Hattinger St.-Georgs-Kirche

Informationen zur Orgel

Die Orgel der St. Georgs Kirche in Hattingen wurde nach Vertragsschluss 1823 im Jahre 1829 durch Christian Roetzel aus Alpe fertiggestellt.

Dispositionsentwurf 1822:

1. Manual C-g``` 2. Manual C-g``` Pedal C-c`
Principal 8' Principal 8' (Prospekt)

Subbass 16'

Octav 4' (Prospekt)

Gedact 8'

Violonbass 16'

Bourdon 16'

Viola d´Amour 4'

Principal 8'

Viola di Gamba 8'

Quintaden 8'

Posaune 16'

Bourdon - Offen 8'

Flute Travers 4'

Trompete 8'

Flute d´Amour 8'

Octav 4'

Gamshorn 4'

Superoctav 2'

Quinta 3'

Rohrflöte 8'

Superoctav 2'

Mixtur 1 1/2' 3fach

Flauto douce 4' Vox humana 8' Discant

Cornett 4 fach "im Discant"

Mixtur 2' 5fach

Fagott 16'

Trompete 8' Bass

Trompete 8' Discant


Nebenzüge
Clavier-Koppel; Pedal-Koppel; Schwebung; Schellenzug; Ventil
Im Prospekt stehen Pfeifen aus Prinzipal 8´und Octave 4´beider Werke.

Noch während des Baus der Orgel kam es zu einigen Änderungen in der Disposition. So wurde die Viola d´Amour als 8´ gebaut - die große Oktave als Quintadena - statt der Rohrflöte wurde eine Gedactflöte 4´ gebaut und statt der Quintadena eine Quinte 3´, die sich die große Oktave mit der Viola teilt (!). Zusätzlich wurde im Pedal ein Oktavbass 4´gebaut.
Interessant ist auch die Zusammensetzung der Mixtur im Hauptwerk. Sie beginnt auf C fünffach auf 2´ mit Terzchor, und ab c` entfallen 2 Chöre, dafür wird das Kornett mit benutzt, sodass die Mixtur dort 7-fach wird. Ab c`` enthält sie 8´und 5 1/3´.

1885 wurde das "Gamshorn" als "Gemshorn 8´" gelistet, wann der Umbau stattfand, ist unbekannt.

1917 wurden die Prospektpfeifen beschlagnahmt, die Principale 8´und Oktaven 4´beider Manuale wurden dadurch weitgehend unbrauchbar.

1934 erneuerte Paul Faust die Prospektpfeifen in Zink, ergänzte die fehlende große Oktave des Gemshorn ebenfalls in Zink und baute eine neue Oboe 8´ (Positiv) ("nachdem die alte durch Seminaristen vollständig zerstört[...] nur noch einige Reste derselben herumhingen") und ein neues Fagott 16´ein.

1938 wurden eine neue Posaune und eine neue Trompete im Manual ebenfalls durch Paul Faust eingebaut. Im gleichen Jahr erging der Auftrag an Paul Faust eine neu Kopftrompete 4´ in das Pedal einzubauen. Ein alter Becher dieses Registers findet sich noch heute im Raum hinter der Orgel.

1944 wird die Orgel als "denkmalwertes Objekt hohen Ranges" unter Denkmalschutz gestellt

1959 restaurierte Alfred Raupach aus Hattingen, der schon in den vorigen Jahren kleine Reparaturen ausgeführt hat, die Orgel. Er baute einen neuen Spielschrank der Firma Bosch, Kassel ein und baute eine neue Mixtur 5fach statt der Alten in das Hauptwerk.

1964 erweiterte er das Pedal bis f` und ergänzte die fehlenden Töne durch Pfeifen unterschiedlicher Herkunft. Dabei wurden auch alle Zungenstimmen durch Pfeifen der Firma Giesecke ersetzt. Im Pedal ersetzte er Kopftrompete 4´ durch Feldtrompete 4´. Aus den alten Mixturpfeifen Roetzels und neuen Pfeifen baute er einen Hintersatz 4fach in das Pedal. Die Zink Prospektpfeifen wurden durch neue Zinnpfeifen der Firma Stinkens (NL) erstetzt, dabei wurde die Mensur etwas enger gewählt und die Labiierung schmaler gemacht.

1977 war eigentlich ein Orgelneubau geplant, den das Denkmalamt jedoch untersagte. Daraufhin restaurierte die Firma Gustav Steinmann die Orgel. Die Pedalwindladen wurden dabei um 1,6 m nach oben verlegt, alle Manualladen um 0,2m, sodass alle Windladen auf einer Ebene lagen. Unter die Pedalwindladen baute die Firma Steinmann einen großen Magazinbalg als Ersatz für die Keilbälge hinter der Orgel. Das 2. Manual erhielt zusätzlich einen Schwimmerbalg auf dem Laufboden und einen pneumatischen Tremulanten. Die Traktur wurde komplett neu gebaut, die alten Wellenrahmen mit Wellen jedoch übernommen. Die Pedalklaviatur wurde von Steinmann neu gebaut. Durch das Verlegen der Pedalwindladen mussten die größten Pfeifen des Violon 16´(C-E) gekröpft werden (um 180°), ebenso wie die größten Pfeifen des Subbass, der unter dem Gewölbebogen zu stehen kam. Die tiefsten Töne der Posaune (C-F) erhielten neue Becher halber Länge.

Die Disposition war nun folgende:

Hauptwerk Positiv Pedal
Prinzipal 8´ Prinzipal 8´ Subbass 16´

Bourdon 16´

Gedackt 8´

Violon 16´

Bourdon 8´

Viola d´Amour 8´

Oktave 8´

Viola di Gamba 8´

Oktave 4´

Oktave 4´

Gemshorn 8´ (auf Schwebung zur Gambe gestimmt)

Flute Travers 4´

Hintersatz 4fach 2 2/3´

Gedackt 8´ C-h aus Bourdon 8´

Gedecktflöte 4´

Posaune 16´

Oktave 4´

Quinte 2 2/3´

Trompete 4´

Flauto dolce 4´

Oktave 2´

Quinte 2 2/3´

Mixtur 3fach 1 1/3´

Oktave 2´

Hautbois 8´

Kornett 4fach ab c`

Mixtur 5fach 1 1/3´

Fagott 16´

Trompete 8´


2013 beschloss das Presbyterium eine Sanierung durch Harm Dieder Kirschner durchführen zu lassen.
Im Rahmen dieser Maßnahme wurden einige Schritte unternommen, um die Orgel dem Ursprungszustand näher zu bringen:
  • die Prospektpfeifen wurden in der alten Mensur rekonstruiert
  • die Mixtur Roetzels wurde rekonstruiert
  • das Gemshorn wurde wieder zum 4´umgestellt
  • der Hintersatz wurde entfernt, da viele Pfeifen wieder in die Mixtur zurückgestellt werden konnten
  • statt des Hintersatzes wurde eine Rekonstruktion der Pedaltrompete Roetzels auf den Stock gestellt.

Die Wiedereinweihung fand am 25.10. 2014 in einem Festgottesdienst statt.

Disposition seit 2014

Hauptwerk C - c''' Positiv C - c''' Pedal C - f '
Principal 8´ Kirschner/Roetzel Principal 8´ Roetzel/Kirschner

Subbass 16´ Roetzel/Raupach

Bourdon 16´ Roetzel

Gedackt 8´ Roetzel

Violon 16´ Roetzel/Raupach

Bordun 8´ Roetzel

Viola d´Amour 8´ Roetzel

Oktavbass 8´ Roetzel/Raupach

Gedackt 8´ Roetzel

Oktave 4´ Roetzel/Kirschner

Oktavbass 4´ Roetzel/Raupach

Viola da Gamba 8´ Roetzel

Gedacktflöte 4´ Roetzel

Posaune 16´ Raupach (Giesecke)

Oktave 4´ Kirschner/Roetzel

Flauto traverso 4´ Roetzel

Trompete 8´ Kirschner

Gemshorn 4´ Roetzel

Quinte 2 2/3´ Roetzel

Trompete 4´ Raupach (Giesecke)

Flauto Dolce 4´ Roetzel

Oktave 2´ Roetzel

Quinte 2 2/3´ Roetzel

Mixtur 3fach Roetzel

Oktave 2´ Roetzel

Hautbois 8´ Raupach (Giesecke)

Kornett 4fach ab c` Roetzel

Tremulant Steinmann

Mixtur 5-3fach (+Kornett 5-7fach) Kirschner/Roetzel

Fagott 16´ Raupach (Giesecke)

Trompete 8´ Raupach (Giesecke)


Spielschrank: Steinmann, Klaviaturen von Bosch/Kassel
Traktur: Steinmann mit alten Teilen von Roetzel
Balg: Steinmann
Die Kalkantenstube der Hattinger St.-Georgs-Kirche
Pressetext, María Cristina Witte

Orgelbau zum Anfassen bietet eine neue Dauerausstellung in der Hattinger St.-Georgs-Kirche. Hinter dem prachtvollen Prospekt der historischen Roetzel-Orgel verbirgt sich eine uralte Kammer. Hier wurde im 19. Jahrhundert der Wind für das große Instrument erzeugt.
Besucher*innen haben die Möglichkeit, die historische Treppe zu diesem ältesten Winkel der Kirche zu erklimmen. Hier finden sich anschauliche Informationen zur Geschichte der Orgel. Wie könnte der Orgelbauer Christian Roetzel gekleidet gewesen sein? Wie ließ er sich bezahlen? Wie plante er den Orgel-Neubau? Fotos und Exponate beantworten diese Fragen und lassen die Geschichte der Roetzel-Orgel lebendig werden.

In der Kalkantenstube arbeitete früher der Balgentreter, auch „Kalkant“ genannt. Heute können sich die Besucher*innen selbst als Windmacher versuchen und am Miniatur-Nachbau des originalen Balgs von Christian Roetzel zu Kalkanten werden. An drei verschiedenen Modellen können sie die Funktionsweise einer Orgel erkunden. Hier lässt sich genau beobachten, wie eine Pfeife zum Klingen gebracht wird.

Mit solchen Informationen zum Orgelbau ausgerüstet können Besucher*innen anschließend durch verschiedene Fenster einen Blick auf die Rückseite der Orgel werfen. Man kann die moderne technische Anlage sehen, unter anderem einen Motor zur Winderzeugung. Aber auch ein Blick auf die Vielzahl historischer Pfeifen ist möglich.

Die Kalkantenstube konnte entstehen mit Hilfe zahlreicher Partner wie dem Freundeskreis St. Georg, der NRW-Stiftung, dem Landschaftverband Westfalen-Lippe und Lions Hattingen.

Weitere Informationen, u. a. zu Besichtigungsterminen, finden sich unter www.kalkantenstube.de



Im Rahmen des Projekts „Königskinder“ der Stiftung Deutsche Orgelstraße besuchten fünf 10. Klassen der Realschule Grünstraße die historische Roetzel-Orgel und die Kalkantenstube. Als Projektergebnis entstand u. a. dieser Film, aufgenommen/gestaltet von den Schüler*innen.


Mit freundlicher Unterstützung von Christian Besel und der Kirchengemeinde (Frau Witte)
OI-H-56
weiterführende Links:

Webseite St. Georg Hattingen
Webseite Kalkantenstube